Patientinnen-Empowerment in der Gynäkologie #pulse

GE Healthcare

Patientinnen-Empowerment in der Gynäkologie #pulse

Kurz und knapp

Ein neues Versorgungsmodell bietet Brustkrebspatientinnen Diagnose, Therapie und komplementärmedizinische Angebote unter einem Dach. Das Projekt der Bonner Praxis Wolfgarten läuft unter dem Titel „Gemeinsam leben lernen“. Es zielt unter anderem auf die Gemeinschaft als Faktor für die Genesung. #Patientenzentrierung #Therapie #Vernetzung

Wer sich nur auf ein Krankheitsbild fokussiert, vernachlässigt den Menschen, der mit der Erkrankung lebt. Obwohl die medikamentöse und operative Therapie das wirksamste Mittel gegen Tumore ist, spielen auch psychosoziale Faktoren eine entscheidende Rolle für den Heilungsprozess. Diese Tatsache ist das Fundament der Praxis und des Forum Wolfgarten. Hier lassen die Radiologin Dr. Bettina Wolfgarten und ihr Mann, Gynäko-Onkologe Dr. Matthias Wolfgarten, ihre Vision von einer bedürfnisorientierten Medizin wahr werden.

Wir möchten, dass eine Frau, die nach der Diagnose plötzlich zur Brustkrebspatientin geworden ist, weiterhin die bleibt, die sie vorher war.

Dr. Bettina Wolfgarten

Fachärztin für Radiologie, Praxisgemeinschaft Wolfgarten, Bonn

wolfgarten-1 - Fotocredit_ Sandra Then Fotografie.jpg

„Wir möchten verhindern, dass die Frau nur noch Fulltime-Patientin ist", beschreibt Bettina Wolfgarten.

Alle Angebote unter einem Dach

Das setzt voraus, dass die Frauen alle Angebote, die sie für ihre Therapie benötigen, unter einem Dach finden. „In der Praxisgemeinschaft Wolfgarten bündeln wir die beiden entscheidenden Bereiche Diagnostik und Therapie durch die Fachdisziplinen Radiologie und Gynäko-Onkologie. Im angegliederten Forum Wolfgarten erweitern wir das Spektrum um die komplementären Bereiche Ernährung, Bewegung, psychische Gesundheit, Vernetzung von Betroffenen und Wissensaustausch.“

Vorteile für Ärzte und Patientinnen

Für die Ärzte bedeute das eine Transmission von Diagnostik und Therapie ohne Informationsverlust, erklärt Wolfgarten. Für die betroffenen Frauen bedeutet es einen holistischen Ansatz, der die unterschiedlichen Aspekte der modernen Onkologie umfasst: Eine Brustkrebspatientin, die in der Praxis ihre Diagnose und ihre Chemotherapie erhält, trifft hier auf Gleichgesinnte, mit denen sie nach ihrer Therapie in einer mehrwöchigen Schulung zurück in ein gesundes Leben begleitet werden. Dazu gehören – aufeinander abgestimmt – etwa Sport nach Maßgabe der onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie (OTT), Ernährungsberatung und Kochkurse in der hauseigenen Lehrküche. Stressbewältigungs- und Achtsamkeitskurse mit speziellen Trainern, kreativ-therapeutische Events wie Singen, Tanzen oder Malen oder auch kulturelle Angebote ergänzen das Portfolio.

Die positiven Effekte von ausgewogener Ernährung und gesunder Bewegung bei Krebspatienten wurden bereits vielfach in Studien belegt.1 Auch die psycho-soziale Begleitung der Patientinnen hat nachweislich einen Nutzen für den Verlauf der Erkrankung, beugt Folgeerkrankungen vor und erhöht die Erfolgschancen der Therapie.2 „Durch das Programm verhindern wir, dass die Patientinnen nur noch mit Terminkoordination und Organisation beschäftigt sind und keine Zeit mehr für ihr normales, bisheriges Leben haben“, sagt Wolfgarten. „Unsere Verantwortung als Medi ziner und Therapeuten ist es, die Frauen zu empowern und ihnen eine Struktur zu geben, die es ihnen erlaubt, zu leben und nicht nur zu überleben.“

wolfgarten-4 - Fotocredit_ Sandra Then Fotografie.jpg

Leben – und nicht nur Patientin sein

Jeder Mensch, der sich ernsthaft mit Medizin beschäftige, wisse, dass es nur die integrierte Onkologie geben kann, in der Bereiche wie Ernährung, Bewegung und innere Balance einen gleichberechtigten Part spielen müssten, erklärt Wolfgarten. Diese Tatsache hat das Ehepaar Wolfgarten ernst genommen und in Lebensrealität übersetzt. Die Frauen sollen ein Leben leben und nicht nur Patientin sein. Dabei hilft ihnen auch das Gefühl und das Wissen, mit ihrem Schicksal nicht allein zu sein. Das Forum Wolfgarten hat hierfür ein spezielles Patenschaftsprogramm entworfen. Eine Frau, die ein Mammakarzinom hatte und wieder gesund geworden ist, kann Mentorin von einer neu erkrankten Frau werden. „Solch ein Vorbild hat für die Patientin einen zehnmal höheren Effekt als alles, was ich ihr sagen und versichern könnte“, erläutert Wolfgarten. „Es wäre eine Schande, diese Potenziale nicht zu nutzen. Alles, was wir uns trauen müssen, ist, Medizin ein bisschen neu zu denken.“


Dies ist ein Artikel aus #pulse, unserem Zukunftsmagazin (Ausgabe 02/2022). Möchten Sie mehr zu unserem Kundenmagazin oder unseren digitalen Lösungen erfahren? Dann klicken Sie hier.


Fußnoten

1. https://bmcmedicine.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12916-019-1383-9 

2. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102904/ 

Fotocredits: Sandra Then Fotografie