Die häufigsten Symptome des Gallensäuren­verlustsyndrom

Das Hauptsymptom des Gallensäurenverlustsyndroms ist ein chronischer Durchfall – aber auch andere Anzeichen können den Verdacht auf die Erkrankung erhärten.

Die Symptome eines Gallensäurenverlustsyndroms können von Patient zu Patient variieren. Viele Erkrankte leiden über Jahre hinweg an verschiedenen Symptomen und haben eine lange Vorgeschichte vor allem mit chronischem Durchfall, der häufig als schweres Reizdarmsyndrom (RDS) diagnostiziert wird.

Keely et. al. Cel Mol Gastroenterol Hepatol 2016;2:725–732

An diesen Symptomen erkennen Sie ein Gallensäure­n-verlustsyndrom:

• schmerzhafter, wässriger und explosiver chronischer Durchfall (chologene Diarrhö)
• übelriechender, schaumiger, gelblicher Durchfall 
• Fettstuhl: eine krankhafte Erhöhung des Fettgehalts im Stuhl 
• dringender Toilettendrang / unerwünschter Stuhlabgang (Stuhlinkontinenz)
• zahlreiche Stuhlgänge pro Tag und in der Nacht
• schmerzhafte Bauchkrämpfe, Bauchschmerzen
• Völlegefühl
• Blähungen
• Sodbrennen
• Fettunverträglichkeit
• Vitamin B12 Mangel
• Mangel an fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K
• Gallensteine

Anhand dieser Hauptsymptome, vor allem an den unterschiedlichen Arten des Durchfalls, können Sie auch als Laie den Fortschritt der Erkrankung erkennen. Die Diagnose eines Gallensäurenverlustsyndroms sollte jedoch stets durch einen Arzt erfolgen.

BAD UK, o. J. Symptoms [online] [Zugriff am 17.04.2023]. Verfügbar unter: https://www.bad-uk.org/symptoms

Die zwei Stadien des Gallensäuren­verlustsyndroms

Ärzte unterscheiden zwei Stadien des Gallensäurenverlustsyndroms:

Stadium 1: das kompensierte Gallensäure­nverlustsyndrom

In diesem ersten Stadium ist die Leber noch in der Lage, den Gallensäurenverlust durch Neuproduktion auszugleichen. Kann der Körper die verlorenen Gallensäuren in ausreichender Menge ersetzen, funktioniert auch die Fettverdauung noch. Im Stuhl sind aber bereits große Mengen an Gallensäuren nachweisbar, der Fettanteil liegt noch im Normbereich. Hauptsymptom in diesem Stadium ist die chologene Diarrhö, also Durchfall, der durch die Gallensäuren entsteht, die in den Dickdarm gelangen.

Christoph Högenauer, Heinz F. Hammer, Chapter 101 - Maldigestion and Malabsorption, 2010, Pages 1735-1767

Stadium 2: das dekompensierte Gallensäure­nverlustsyndrom

In diesem Stadium der Erkrankung schafft es die Leber nicht mehr, den Gallensäurenverlust auszugleichen. Sie kann nicht mehr genügend neue Gallensäuren produzieren. Die Folge ist ein funktioneller Gallensäuren-Mangel und dadurch eine gestörte Fettverdauung (Fettresorptionsstörung). Hauptsymptome in diesem Stadium sind Fettstühle (Steatorrhö) mit einem erhöhten Fettanteil im Stuhl und Durchfälle.

Christoph Högenauer, Heinz F. Hammer, Chapter 101 - Maldigestion and Malabsorption, 2010, Pages 1735-1767

Weitere Symptome, von denen Betroffene berichten:

• Müdigkeit und geringe Energie
• Übelkeit und Verdauungsstörungen
• Gelenkschmerzen und Muskelschwäche
• Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust
• Analekzeme, ausgelöst durch die Überreizung der Afterregion
• Angst und schlechte Laune
• mangelnde Konzentration, Verwirrung
• Kurzatmigkeit
• extremes Unwohlsein
• Unfähigkeit zu körperlicher Betätigung aufgrund mangelnder Ausdauer

Viele Erkrankte berichten auch über Unverträglichkeiten von Lebensmitteln. Sie versuchen oft über Jahre hinweg, ihre Ernährungsgewohnheiten umzustellen, um Ihre Beschwerden zu lindern. Insbesondere das dekompensierte Gallensäurenverlustsyndrom kann durch eine fettarme Ernährung gelindert werden.

Darüber hinaus leiden viele Betroffene unter den negativen Auswirkungen auf ihr soziales Leben und ihre Arbeitsfähigkeit, was in einigen Fällen zu Arbeitsplatzverlust, eingeschränkter Reisefähigkeit, sozialer Isolierung und Depressionen geführt hat.

BAD UK, o. J. Symptoms [online] [Zugriff am 17.04.2023]. Verfügbar unter: https://www.bad-uk.org/symptoms

Reizdarm oder Gallensäure­n-verlustsyndrom?

Die Symptome des Gallensäurenverlustsyndroms ähneln denen des weit verbreiteten Reizdarmsyndroms, unter dem Schätzungen zufolge ca. 4 Millionen Menschen in Deutschland leiden. Die Ähnlichkeit der Symptome beider Erkrankungen führt dazu, dass das Gallensäurenverlustsyndrom bei vielen Patienten unerkannt bleibt und sie die Diagnose „Reizdarm“erhalten. Zudem ist das Gallensäurenverlustsyndrom im Vergleich zum weit verbreiteten Reizdarm eine eher unbekannte Erkrankung. Das hat die Folge, dass viele Betroffene jahrelang mit einem nicht erkannten Gallensäurenverlustsyndrom leben und sich ihre Beschwerden kaum bessern.

Bannaga et. al. BMJ Open Gastro 2016;3:e00116

JB02316DE