Diagnose Reizdarm mit Durchfall – Was tun?

Jeder Dritte, der die Diagnose „Reizdarm mit Durchfall“ erhält, leidet an einem Gallensäurenverlustsyndrom – und das erfordert eine spezielle Behandlung.

Die Symptome des Gallensäurenverlustsyndroms ähneln denen des weit verbreiteten Reizdarmsyndroms (RDS). Viele Betroffene leben daher jahrelang mit einem unerkannten Gallensäurenverlustsyndrom, ohne dass sich ihre Beschwerden deutlich bessern. 

Bannaga et. al. BMJ Open Gastro 2016;3:e00116

Reizdarmsyndrom: Die richtige Diagnose?

Das Reizdarmsyndrom ist vor allem durch anhaltende Durchfälle und Bauchschmerzen geprägt, genauso wie das Gallensäurenverlustsyndrom. Die Ähnlichkeit der Krankheitsbilder führt zu einer Verwechslungsgefahr. Zudem ist das Gallensäurenverlustsyndrom im Vergleich zum weit verbreiteten Reizdarm eine eher unbekannte Erkrankung.

Studien haben ergeben, dass rund ein Drittel der Reizdarmpatienten, die unter Durchfall leiden, tatsächlich an einem Gallensäurenverlustsyndrom erkrankt sind. Es könnte sich für diese Patienten also lohnen, der Sache genauer auf den Grund zu gehen, um eine genaue Diagnose zu erhalten und dementsprechend auch die richtige Therapieempfehlung. So passt zum Beispiel das abwechselnde Auftreten von (wässrigen) Durchfällen und Fettstühlen nicht zur Diagnose Reizdarm, sondern eher zum Gallensäurenverlustsyndrom. Dasselbe gilt für Durchfall, der völlig unabhängig von der Tages- oder Nachtzeit auftritt.

Beim Gallensäurenverlustsyndrom ist die Resorption der Gallensäuren im Gallensäurenkreislauf vermindert. Ist die Konzentration an Gallensäuren im Darm zu hoch, sind Bauchkrämpfe und breiiger Stuhl bis wässriger Durchfall die Folgen.

Slattery SA, Aliment Pharmacol Ther 2015; 42: 3–11
Corsetti et. al. IBS Global Impact Report 2009
Wedlake et. al. Aliment Pharmacol Ther 2009; 30 (7): 707-17
Keely et. al. Cel Mol Gastroenterol Hepatol 2016;2:725–732

Gallensäurenverlustsyndrom: Diese Symptome sind typisch

Das Hauptsymptom des Gallensäurenverlustsyndroms ist ein chronischer Durchfall – aber auch andere Anzeichen können den Verdacht auf die Erkrankung erhärten.

Die Symptome eines Gallensäurenverlustsyndroms können von Patient zu Patient variieren. Viele Erkrankte leiden über Jahre hinweg an verschiedenen Krankheitszeichen und haben eine lange Vorgeschichte vor allem mit chronischem Durchfall, der häufig als schweres Reizdarmsyndrom diagnostiziert wird.

Keely et. al. Cel Mol Gastroenterol Hepatol 2016;2:725–732

An diesen Symptomen erkennen Sie ein Gallensäurenverlustsyndrom:

• schmerzhafter, wässriger und explosiver chronischer Durchfall (chologene Diarrhö)
• übelriechender, schaumiger, gelblicher Durchfall
• Fettstuhl: eine krankhafte Erhöhung des Fettgehalts im Stuhl
• dringender Toilettendrang / unerwünschter Stuhlabgang (Stuhlinkontinenz)
• zahlreiche Stuhlgänge pro Tag und in der Nacht
• schmerzhafte Bauchkrämpfe, Bauchschmerzen
• Völlegefühl
• Blähungen
• Sodbrennen
• Fettunverträglichkeit
• Vitamin B12 Mangel
• Mangel an fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K
• Gallensteine

Anhand dieser Hauptsymptome, vor allem an den unterschiedlichen Arten des Durchfalls, können Sie auch als Laie den Fortschritt der Erkrankung erkennen.

BAD UK, o. J. Symptoms [online] [Zugriff am 17.04.2023]. Verfügbar unter: https://www.bad-uk.org/symptoms
FAQ

Häufig gestellte Fragen

Kann das Gallensäurenverlustsyndrom geheilt werden? Wie wird es behandelt und wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen? Antworten auf diese Fragen finden Sie in unseren FAQs.

FAQ
Diagnose

Verdacht auf Gallensäurenverlustsyndrom: Und was nun?

Die Diagnose eines Gallensäurenverlustsyndroms sollte stets durch einen Arzt erfolgen. Medizinern stehen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, um ein Gallensäurenverlustsyndrom festzustellen.

Dazu gehören:

Die zwei Stadien des Gallensäure­n-verlustsyndroms

Ärzte unterscheiden zwei Stadien des Gallensäurenverlustsyndroms:

Therapie:

Die beste Therapie eines Gallensäurenverlustsyndroms ist die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung, also die Ursachenbekämpfung. Sollte dies nicht mehr möglich sein (z.B. aufgrund einer Dünndarmresektion), kann die symptomatische Behandlung zu einer Besserung der Beschwerden führen. Eine Heilung des Gallensäurenverlustsyndroms ist dann nicht möglich.

Zur Symptombehandlung eignen sich eine Ernährungsumstellung oder, wenn diese nicht hilft, auch eine medikamentöse Therapie. Dann werden in der Regel sogenannte Gallensäurenkomplexbildner (Bile Acid Sequestrants, BAS) verschrieben. Diese Medikamente wirken, indem sie die Gallensäuren im Dünndarm binden und sie daran hindern, den Dickdarm zu reizen.

Im Einzelfall kann es bis zu mehreren Monaten dauern, bis die richtige Dosis an Medikamenten und Ernährungsanpassungen gefunden werden, die zur Kontrolle der Symptome beitragen.

Bannaga et. al. BMJ Open Gastro 2016;3:e00116
Keely et. al. Cel Mol Gastroenterol Hepatol 2016;2:725–732

Prognose:

Medikamentöse und ernährungstherapeutische Behandlungsansätze können helfen, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Viele Betroffene leben mit diesen Therapien sogar häufig symptomfrei. 

Wenn die ursächliche Erkrankung unheilbar ist, ist eine komplette Beschwerdefreiheit allerdings selten erreichbar. Im Fokus der Behandlung liegt dann die Linderung der vorhandenen Symptome sowie die größtmögliche Verbesserung der Lebensqualität. Auch dann ist durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung eine Linderung der Beschwerden möglich. Bei einer Mangelernährung kann zum Beispiel durch eine Ernährungsumstellung und ausreichende Vitaminzufuhr eine deutliche Verbesserung erreicht werden. Hier kann es aber zu Rückfällen kommen, sobald die Ernährungsumstellung nicht mehr optimal an die Bedürfnisse des Körpers angepasst ist.

Bannaga et. al. BMJ Open Gastro 2016;3:e00116
Keely et. al. Cel Mol Gastroenterol Hepatol 2016;2:725–732

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